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Notizen von einem Sommerfest (mit Kulturanteil)

von Simon Croll

 

Kollegen


treffen sich nach elf Jahren zufällig im sommerheißen Stadtpark
(alter Baumbestand)

Sie reden von Schule wie von etwas Vergangenem (Pyramiden, DDR, Bakelit). Oder von etwas, an dem sie jedes Interesse verloren haben (Verpackungsmüll, Zeitung von vorgestern, Exfrauen).
Sie spüren (glauben? hoffen?), dass nicht sie die Ausgebrannten sind.
Die Schule ist ihnen ein kalter Aschehaufen, in den sie mit letzter Puste hineinblasen sollen, um ein pädagogisches Feuerwerk zu entfachen.
Ihre Seelen brennen, wie Füße brennen nach einer Bergwanderung. Sie suchen Abstand und Ruhe, kühlen die Wunden, die man (die Gesellschaft? die Schule? die Realität?) ihnen schlug.
Finden sich, wenn es gut geht,
am Ende,
allein.

 

 

Babette Rundumbraun

hat ihr Leben der Kunst geweiht. Das heißt, sie tut nichts anderes.

Heute hat sie das schwarze Hängerchen übergeworfen - in ihrem Alter ein Wagnis, von dem sie weiß. Als sie den Park durchquert, um zum Klo zu gehen, schaut sie rechts und links, was die Kollegen so machen, hält aber den rechten Unterarm quer vor die Brust. Das wäre ihr noch vor fünf Jahren nicht eingefallen.

Sie schiebt ihre Sonnenbrille den Nasenrücken hinauf. Die Brille hat ein schwarzes Gestell, schwarze Gläser - wie gerußt, um in die Sonnenfinsternis zu starren.

Ihr Leben wird von ihrem Mann bezahlt. Mit voller Stundenzahl. Er holt sichs zurück, indem er Schülerinnen verführt. In seinem Alter ein Wagnis, von dem er weiß.

So kommt jeder auf seine Kosten.

 

© S. Croll 2003

 



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