www.literapur.de
lesen

Hauptseite

Prosaisches

Hörbar

Lyra

Buchfink- das einzige Bild hier. Er empfiehlt gute Lektüre!
Gemeiner Buchfink
Rezensionen

Wettbewerbe

Magazin

Online-Lesung

Newsletter - Abo!

Forum

Literapur-Wiki

Die Autoren 

Impressum

 
Gästebuch

Antiquariat

Webmaster
Hanno Erdwein
Simon Croll

Links

In Partnerschaft mit Amazon.de 


Hanno Erdwein

Gut abgeschmiert

Es stank meilenweit gegen den Wind. Ein Pesthauch vergiftete
Engstetten. Für derlei hatte ich eine Nase. Und als
unterbezahlter Journalist des Engstetter Tageblatts konnte
ich mich auf meinen Riecher verlassen. Schließlich lebte ich
von seiner Witterung.

Seit Wochen tobte im Gemeinderat ein harter Kampf um die
Verwendung des Grundstücks am Farnweiher. Das reizvolle
Gelände gehörte zum Nachlaß der vor gut einem Jahr
verstorbenen Emilie Grundmoser. Das nicht gerade kleine
Anwesen oder sein Gegenwert sollte karitativen Zwecken
zugeführt werden. Der Entscheid war an einen eindeutigen
Nachweis der Gemeinnützigkeit gebunden. Den Zuschlag erhielt
der katholische Schutzengel- Hort. Ein Kindergarten, welcher
bis dahin noch in einer Notbbaracke untergebracht war. "Das
ist ja wunderbar!", jubelte Frau Seltvyl, die junge Leiterin
des Horts. Und alles dachte, damit wär die Sache vom Tisch.
Zu früh gefreut!

Der Umzug an den Weiher zog sich hin. Angeblich waren nicht
genug Gelder flüssig. Kurz darauf ging ein Geraune um, es
habe sich ein anderer Interessent für das Objekt gefunden.
Wieso gefunden? Hatte man denn danach gesucht? Es hieß, ein
Chemiefabrikant sei scharf auf das gesamte Umland nebst
Wassernutzung des Weihers. Das konnte ich denn doch nicht
glauben. Solch eine Behauptung war purer Hirnriß! Farnweiher
nebst Auen, bestehend aus Wildwiesen und Buchenhainen,
standen unter Naturschutz. Und gegen den kam auch kein noch
so dringendes Begehren eines Industriellen an. Dennoch, es
stank fürchterlich in Engstetten.

Ungeniert pochte ich bei Bürgermeister Krummhold an die neu
lackierte Tür. Hoffentlich, so dachte ich, war sein Gewissen
nicht ebenfalls frisch lackiert. Krummhold ließ einen
undefinierbaren Laut hören, den ich als ein Herein
interpretierte. "Kramer", seufzte er, ohne sein Gesäß vom
Sessel zu lüften, "Du hast mir gerade noch gefehlt." "Na,
dann freu Dich, daß ich unaufgefordert hier bin." Der Wink
seiner schwammigen Hand wies mir den Wackelstuhl auf der
anderen Tischseite an. Ich zog was Solideres vor und
pflanzte mich über Eck zu ihm auf den zweiten Sessel. Bruno
Krummhold schluckte das. Schließlich waren wir ehedem
Kommilitonen und hatten eine Zeitlang in der
Schützenbruderschaft auf den gleichen Vogel geschossen. Ich
sah mir Bruno an. Etwas stimmte ganz entschieden nicht mit
ihm. Er hockte verkrampft und nervös da. Spielte beiläufig
mit dem Brieföffner. Wich meinem forschenden Blick aus.
Suchte fortwährend etwas in allen möglichen Winkeln. Was war
mit ihm los? Das galt es, heraus zu finden!

"Sag mal, mein Alter, was ist an der tollen Story mit der
Chemiefabrik dran?" War das ein Zusammenzucken? Krummhold
riß die Schublade auf und warf entschlossen den Brieföffner
hinein. Ersatzweise suchten nun seine Unterarme Halt auf der
Tischplatte. Kurz sah er in meine Richtung. Leckte sich die
wulstige Unterlippe zwei, drei Mal. Hüstelte und begann
heiser: "Ihr verdammten Journaille-schreiber. Ihr geht auch
jeder Scheißhausparole nach, was?!" Wieder streifte mich nur
sein gehetzter Blick. "Nun-nun", suchte ich ihn zu
beruhigen, "früher hast Du uns nicht derart verunglimpft.
als es darum ging, Dir genügend Stimmen für Deine Ernennung
zu beschaffen." Seine Pranken ruderten abwehrend auf und ab.
"Bleib sachlich, Gerd. Ich versichere Dir, daß an dem ganzen
Hintertreppengerede kein Sterbenswort dran ist." Es hätte
nicht viel gefehlt, und mir wär sein Ehrenwort
entgegengeflattert. Sein heiliges Eehrenwort. Es saß ihm
Schon auf der Zungenspitze. Er saugte es aber noch zeitig
genug zurück. vielleicht dachte er an Leute, die in
Badewannen enden. Undd dabei wußte ich nur zu genau, daß
Bruno Krummhold log, hundsgemein log.

An der Post quetschte ich mich in eine Telefonzelle. "Hallo
MM. Was wihert denn heute so der amtsschimmel?" MM war
Moritz Malschoß. Ein Spezi, auf den ich mich bis jetzt
verlassen konnte. "Ich kau mich gerade durch mein zweites
Frühstück." "Sag mal, schämst du Dich nicht? Ich hab nicht
mal das erste im Magen." Moritz war - was er selbsst zugab -
ein überbezahlter und völlig unterbeschäftigter
Gemeindediener. Wenn er nicht gerade Aktenordner aus der
Registratur in diese oder jene Amtsstube schleppte, die
Aushänge im Schaukasten erneuerte oder einen langweilig
belanglosen Akteneintrag in die Maschine tippte, saß er nur
herum und löste Kreuzworträtsel. Sein größter Vorzug lag
darin, mein Informant zu sein. Die Loyalität gegenüber
Krummhold war hauchdünn. Seine Sympathie für mich um so
kompakter, seit ich ihn einmal aus einer prekären Situation
herausgeboxt hatte. "Hör mal, mein Alter." "Ich höre",
nuschelte er neben 300 Gramm Brotmasse hervor. ""Ich brauch
da Infos, am besten Fotokopien in Sachen Farnweiher." "Heiße
Kiste. WEnns rauskommt, haben sie mich beim Arsch." "So
brenzlig?", staunte ich. "Also willst Du lieber die finger
davon lassen?" "Ach, red kein Scheiß. Ich seh zu, was ich
machen kann." "Okey, dann bis später."

Wieder auf der Straße blieb ich einen Augenblick stehen und
blinzelte nachdenklich auf die wetterdüstere Wolkenwand im
Westen. Sollte ich nicht doch besser gleich nach Haus? Nein.
Ich mußte Isidor Distler noch einen Besuch abstatten. Wollte
allzu gern wissen, welches Märchen mir der
Naturschutzbeauftragte auftischen würde. Wenn mir schon
Bruno, der stets integere Freund ohne Fehl und Tadel die
Huke voll log, dann hielt ich alles für möglich.

Bei Distler roch es nach Naturkost. Er war der
sprichwörtliche Müsli-Man in ungefärbter Schafwoll-Kleidung
und Birkenstock-Sandalen. Zum Glück hatte ich mir vor der
Haustür noch eine Lunge voll Zigarettenqualm gegönnt. In
seinen geheiligten auraschwangeren Räumen war dies Tabu.
Distler nötigte mich in einen knisternden Rohrsessel, der
zwar umweltfreundlich, aber höchst unbequem war. Pflanzte
sich mir gegenüber und nahm spielerisch einen
tennisballgroßen Bergkristall mal in die eine, mal in die
andere Hand. "Ist gut für das innere Gleichgewicht",
lächelte er erlöserhaft. "Möchten Sie auch mal?" Ich mochte
nicht. Vielmehr hatte ich eine Menge Fragen auf der Latte,
mit denen ich ihn gleich aus seiner kristallenen ruhe
bringen wollte. "Was können Sie mir im Hinblick auf den
Naturschutz über das Gelände rund um den Farnweiher sagen?"
Distler zuckte nicht mal mit einer Wimper. Die Frage traf
ihn offenbar nicht unvorbereitet. Die Antwort kam auch ohne
Zeitverzug aus ihm herausgepurzelt: "Das Terrain unterliegt
nach wie vor strengsten Auflagen. Ausnahme bildet das
Privatgrundstück von Frau Grundmoser." "Wie erklären Sie
sich dann die hartnäckige Mär von dem beabsichtigten Aufkauf
durch einen Chemiefabrikanten,

welches sich weit über das Gelände der
Verstorbenen ausdehnen will? Und wie verträgt sich eine
industrielle Nutzung des Weihers mit den heren Ansprüchen
des Naturschutzes?" Distler ließ die Kugel von einer Hand in
die andere springen, was wie der Anfang eines Jongleuraktes
aussah. Sein Kopf ruckte dabei mal hierhin, mal dorthin und
fegte den Pferdeschwanz wechselweise über beide Schultern
nach vorn. Endlich bedachte er, daß ich ihn etwas gefragt
hatte. "Gerüchte, Herr Kramer, Gerüchte. Als Journalist
sollten sie die besser auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen."
"Gut gekontert. Aber die Praxis erweist, daß an solchen
Gerüchten immer ein Körnchen Wahrheit ist ..." "Seit wann
geben Sie sich mit homöopathischen Dosen zufrieden?" Da
hatte er mir schon wieder eins übergebraten. 2:0 für ihn.
"Zu Ihnen ist nicht zufällig ein Herr in feinem Zwirn
gepilgert, der eine pralle Aktentasche trug?" Jetzt endlich
ließ er den Kristall in eine Schale hüpfen und sah mich
pfeilgerade an: "Was wollen Sie damit andeuten, Herr
Kramer?" "Och, eigentlich nichts Besonderes. Hätte ja sein
können, daß man Ihre Standhaftigkeit ein wenig auf die Probe
stellen wollte." Wütend sprang er auf, öffnete schwungvoll
die Tür und reckte den Arm: "Hinaus!" Ich kam langsam genug
auf die Füße, ihn noch für ein paar zusätzliche Augenblicke
zu reizen. "Ich denke, Herr Distler, bei all dieser hübsch
naturnahen Umgebung stinkt es hier ganz gewaltig." "Raus!
Sie unverschämter Mensch. Hätte Lust, Ihnen eine
Verleumdungsklage an den Hals zu hängen." Dicht vor ihm
parkte ich mich ein letztes mal ab: "Wieso denn? Was hab ich
Schlimmes gesagt? Sie haben lediglich ein paar Fragen
gestellt bekommen. Das wird doch noch erlaubt sein, oder?"
Sein Pfefferminzatem pfiff mich scharf an: "Sie sprachen von
Gestank." "Ja, das tat ich allerdings. Dies ist eine
Wohnlage mit übler Luft. Würde hier nie bauen wollen. Auf
Wiedersehen, Herr Distler." "Gehen Sie zum Teufel." Ich
grinste ihm frech ins Gesicht: "Heute nicht mehr. Aber bald.
Und dann erhalten auch Sie eine Vorladung bei Luzifer."

Nun brauchte ich Karins nüchternen Verstand und ihre stets
hellwachen Ohren, die sie als Wirtin des Goldenen Pfaus
bestens einzusetzen wußte. Karin Hofer, meine recht lose
Beziehung. Sie hörte sich die Fakten an und meinte nach ein
paar Rauchkringeln: "Eindeutig Schmiergeld." "Soso", seufzte
ich und schnippte mit meinem Feuerzeug. "Schmiergeld also.
Und woraus schließt du das?" Karin knabberte sich langsam
durch eine Salzstange, bevor sie mir Antwort gab: "So dies
und das. Manch einer wirft plötzlich mit Geld um sich." "Zum
Beispiel?" "Jochen Bräsig." Ich horchte auf. Bräsig.
Flickschuster mit einem Einkommen, das ihn mal gerade über
Wasser hielt. Einer der Säulen des Gemeinderats. Wenn der
plötzlich Geld zuviel hatte, dann konnte das nur eines
bedeuten. "Und geerbt hat der es nicht?" Meine Kleine
schüttelte ihre braunen Locken: "Ausgeschlossen. Der alte
Knorzer steht völlig allein in der Welt. Kauft sich mir
nichts dir nichts eine harley und trinkt mir den teuersten
Champus weg." Ich rieb nachdenklich meine Zunge an den
Schneidezähnen. "Und wer hat sonst noch Euros locker
sitzen?" "Arnold Koslowski." Ich pfiff durch die Zähne.
Koslowski saß ebenfalls im Rat und unterhielt den
Zeitungsstand am Bahnhof. Der florierte nicht schlecht. Doch
Reichtümer konnte man damit auch nicht erwerben. Wenn der
Glatzkopf nun ebenfalls Scheinchen flattern ließ, dann ...
"Bevor Du weiter fragst", Karin hob die Hand und bog einen
finger nach dem anderen ein. Dabei zählte sie namen auf. Es
waren ihrer noch vier. Also hieß das, mehr als die Hälfte
des Gemeinderats wurde korrumpiert. "Und Krummhold?" Karin
grinste säuerlich: "Schau Dir doch mal an, in welcher
Kledage Frau Erna Bürgermeister neuerdings sonntags zur
Kirche wallfahrtet." "Kein Wunder, daß mir Neuheide dieser
Umstand entgangen ist." Meine Kleine plinkerte mit Wimpern:
"Kirchegehen zahlt sich manchmal auch aus." Schob Erdnüsse
in ihr rosa Mäulchen und grinste: "Hochwürden trägt
neuerdings einen kostbaren Talar." Auch das noch! Ich
schneuzte meinen vortrefflichen Riecher, der schon genug
Unrat zu wittern bekam, als ich bei Bruno saß. "Danke, das
reicht." Und ich räkelte mich. "Aber, weißt Du, es langt nur
noch nicht für eine entsprechende Notiz im Blättchen.
Obschon es mich verdammt juckt, die Türen des Saustalls mal
weit aufzureißen."

Auch das, was mir Moritz eine halbe Stunde später auf der
Straße heimlich zusteckte, es waren einige Bögen kopierter
Akteneinträge, vermochte meine Aktivität noch nicht in Gang
zu bringen. Ich hielt zwar den Beweis in Händen, daß einige
Ratsmitglieder und andere einflußreiche Leute korrumpiert
worden waren, konnte und durfte Moritz zuliebe aber keinen
Gebrauch davon machen. Das überraschenste Schriftstück
allerdings war ein Gefälligkeitsurteil des grundsoliden
Herrn Distler mit dem Tenor, daß die Ansiedlung eines
Chemiewerkes am Farnweiher und Nutzungsrechte des Wassers
keinerlei Schaden für das Naturschutzgebiet bringen würde.
Mir zitterten vor Wut und Empörung die Hände. Am liebsten
hätte ich den Schrieb so wie er war in die Lokalseiten
gebracht. Aber ich mußte auf Moritz Rücksicht nehmen.

Die Gelegenheit bot sich eine Woche später in Form der
offiziellen Mitteilung im Aushang der Gemeindeverwaltung,
daß das Grundstück am Farnweiher endgültig dem Chemiekonzern
übereignet war. Wie das? Ein Raunen ging durch die Gemeinde.
Einige wollten das schon immer gewußt haben. Andere waren
geschockt. Vor allem jene, die Emilie Grundmoser näher
gekannt hatten und von ihrer unumstößlichen Absicht wußten,
das Gelände keinem Fabrikanten verkaufen zu wollen. Angebote
und Drängeleien in dieser Hinsicht hatte sie oft genug
abgewiesen. Ein Großteil der Volkesmeinung wurde recht laut:
"Das stinkt gen Himmel!" Und ich konnte endlich das
schreiben, was ich noch brav zurückgehalten hatte.

Mein Artikel löste einen regelrechten Skandal aus. Bruno
Krummhold rückte mir persönlich auf die bude. "Du
Dreckskerl! Du Schmierenschreiber!" Seine fleischigen Fäuste
kamen meiner abgetragenen Krawatte gefährlich nahe. "Du hast
Dir da was aus den tintenfleckigen Fingern gesogen, was ein
himmelschreiender Unsinn ist!" Kühl und gelassen blickte ich
in sein hochrot erhitztes Gesicht. Wenn er mir hier nur
keinen Schlaganfall bekam! "Hübsch langsam, mein Lieber. ICH
HAB NUR ZUSAMMENGEFAßt, was allgemein bekannt ist." "Du hast
einen Scheißdreck verzapft und die Gemeinde verunglimpft!",
brüllte Bruno mit scheibenklirrender Lautstärke. "Das ergibt
den Tatbestand der Verleumdung. Du wirst von meinem
Rechtsanwalt hören." "Gern", grinste ich tapferer als ich
war. Schließlich war mein Artikel auf eigene Verantwortung
ausgedruckt worden. Der Redakteur hielt sich wohlweislich
den Buckel sauber.

Es war sicher nicht angenehm, durch eine Vorladung auf das
Kreisgericht gebeten zu werden. "Du brauchst den Pfau
deshalb nicht extra zu schließen." Aber Karin wollte
unbedingt mit. "Ich muß doch aufpassen, daß Du keinen
Schwachsinn erzählst." So klapperten wir am 28. September in
meiner Citroin-Ente nach Holtum. Frühnebel lag auf den
Feldern. Der Asphalt der Landstraße war naß und glitschig.
Was konnte ich von solch einem Tag auch anders erwarten?

"Ruhe bitte!" Die Schelle des Richters mahnte manchen
Bauernschädel im Saal zur Gelassenheit. Der Kasus stachelte
die Gemühter zu heftigen Kontroversen auf. "Wenn nicht bald
Ruhe herrscht, lasse ich den Saal räumen!" Das wirkte -
zumindest vorübergehend. "Herr Bürgermeister Krummhold. Sie
haben Anzeige gegen den Journalisten Kramer des Engstettener
Tageblatts wegen böswilliger Verleumdung angezeigt. Stimmt
das?" Bruno schob die Hände noch tiefer in seine
Hosentaschen und brummte ein kaum vernehmliches "Jo". Der
Richter schlug ärgerlich aufs Pult: " Erstens, Herr
Krummhold, haben sie aufzustehen und die Hände aus den
Hosentaschen zu nemen. Soviel Anstand kann ich von einem
Bürgermeister erwarten. Und zweitens darf ich Sie bitten, in
ganzen Sätzen zu antworten." Das saß. Brunos Hamsterbacken
flammten purpurn, während er sich ächzend erhob und ein "Ja,
Herr Richter, das stimmt so" von sich gab. Anschließend ließ
er sich schwer auf den Stuhl zurückfallen. Richter Wermut
achtete nicht weiter darauf und blätterte in seinen Akten.
Dann richteten sich seine Brillengläser auf mich.
Vorsorglich stand ich schon einmal auf, was ein erstes
Lächeln des Rechsprechers hervorzauberte. "Herr Kramer. Was
haben Sie gegen die Anschuldigung vorzubringen?" Mein Blick
erfaßte kurz die Vollversammlung von Freund und Feind im
Saal. Es stand nicht sonderlich gut um meine Position. Bruno
hatte sich mit einem Übergewicht an Falschaussagern
versehen, gegen das meine paar Zeugen nur mit handfesten
Beweismitteln etwas ausrichten konnten. Und was waren die
wert? Selbstzweifel ließen mich hüsteln. Krummholds
schmutziges Grinsen machte mich noch unsicherer. Schon hob
Richter Wermut die Augenbrauen über den Brillenrand und sah
mich erstaunt an. Karin tippte mir aufmunternd in die
Kniekehle. Endlich löste sich mein Frosch im hals. "Herr
Richter. Ich habe dagegen zu setzen, daß es handfeste
Beweise gibt, daß in der Nachlaßsache von Frau Grundmoser
dem Willen der Verstorbenen nicht entsprochen wurde."
rumoren im Saal. "Laut Testament sollte das Grundstück am
Farnweiher oder ein Verkaufserlös karitativen Zwecken
dienen. Dem wurde nicht entsprochen." Heftigeres rumoren und
"Hört-Hört!" Die Schelle des Richters bellte dazwischen.
"Herr Kramer", Richter Wermut blätterte in seinen
Unterlagen. "Man wirft Ihnen vor, in einem Zeitungsartikel
Bürgermeister und Gemeinderat der Bestechlichkeit bezichtigt
zu haben. Sie verwendeten mehrfach den Begriff
Schmiergeldempfang. Wenn Sie das nicht handfest belegen
können ..." Er sah vom Schriftstück auf und mich über den
Brillenrand streng an. "Das kann ich", entgegnete ich so
ruhig wie möglich. "Der Entscheid des Gemeinderats wurde
durch reichliches Verteilen von Bestechungsgeldern
beeinflußt." Wieder Empörung im Sall und längeres Schütteln
der Schelle. "Dann bitte ich um die Beweise."

Was folgte, war ein sich in die Länge ziehendes Aufrufen von
Zeugen und Gegenzeugen. Jedes meiner Argumente, jeden
glasklaren Beweis wischte Bruno mit einem Schlenker seiner
fetten Hand vom Tisch. Es waren keine Schmiergelder
geflossen. Alles war Lüge und böswillige Verleumdung. Das
Grundstück am Weiher kam durchaus rechtens in die Hand des
Chemieunternehmens. Und dieser Entscheid diene nur zum Nutz
und Frommen der Gemeinde, was wiederum im Sinne der Frau
Grundmoser ... ... blablabla. Kurzum, er war der strahlende
held und ich ein böswilliges Arschloch. Geräuschvoll
schnaufend setzte er sich. Richter Wermut wandte sich nun
wieder an mich: "haben Sie den Auslassungen von Herrn
Kummhold noch etwas hinzuzufügen?" Ich hatte. Ein Kramer
sparte sich den Trumpf stets für zuletzt auf. Mit samftem
Lächeln erhob ich mich. "Ist Frau Seltvyl im Saal?" Ich
wußte, daß sie anwesend war und hatte ihre schmale
Erscheinung bereits registriert. Erstauntes Gemurmel.
Richter Wermut schlug ungeduldig mit der Faust auf den
Tisch: "Frau Seltvyl, kommen Sie bitte nach vorn." Die
Leiterin des Kinderhorts stöckelte leicht schwankend durch
den Mittelgang. Verunsicherung stand in ihrem ohnehin
blassen Gesicht. "Möchten sie zu der Sache Krummhold :
Kramer eine Aussage machen?" Zögern. Schlucken. Ihr Blick
irrte unstet zwischen mir und Bruno hin und her. "Bitte
antworten Sie mit einem eindeutigen Ja oder Nein." Sie
hauchte ein ja. "Herr Kramer, stellen Sie Ihre Frage an die
Zeugin." "Frau Seltvyl", begann ich mit belegter Stimme,
"was hat Sie bewogen, das ursprünglich Ihrem Kinderhort
zugesprochene Gelände aus dem Nachlaß der Frau Grundmoser
abzulehnen?" Hilfe suchte ihr Blick bei Bruno. Dessen Kiefer
malmten an einem dicken Brocken. Dann schaute sie
flehentlich in meine Richtung. Ich signalisierte ihr
Unnachgiebigkeit. "Die Kinder", hauchte sie vor sich hin.
"Bitte lauter, Frau Seltvyl", mahnte der Richter. "Die
Kinder wünschten keine Veränderung", gab sie mit brüchiger
Stimme zu Protokoll. Und fügte ergänzend hinzu: "Sie sind an
die bisherige Unterbringung gewöhnt und jede Änderung ihrer
Umgebung ängstigt sie." Ich hätte Scheiße schreien mögen
über diesen offensichtlichen Unsinn. Von zehn, wenn nicht
noch mehr Kindern wußte ich, daß sie sich schon riesig auf
das Gelände am Farnweiher gefreut hatten und nun recht
traurig waren. Ich schnaubte und Zorn stieg in mir hoch.
Unter Zorn neigte ich zur Unbesonnenheit. Hätte auch beinah
eine Schimpfkanonade losgelassen. Karin tippte mir
rechtzeitig auf die Wade. Ich beugte mich kurz zu ihr
runter. "Frag sie, woher sie das Geld für ihr teurres
Modellkleid hat." Sieh mal an! Dieser Umstand war mir noch
gar nicht aufgefallen. Dem hohen Gericht offensichtlich
ebenfalls nicht. Also fragte ich danach und löste einen
Sturm der Entrüstung bei Krummhold und seinen Anhängern aus.
Über die kreideweißen Züge der Seltvyl schoß flammende Röte.
"Ich ... ich ..." Schweigen. Der Richter ermahnte sie,
auszusagen oder die Antwort zu verweigern. Letzteres würde
allerdings als eine Aussage zu ihren Ungunsten gewertet.
"Eine kleine Erbschaft hat mich in die Lage versetzt",
flüsterte sie und mußte das lauter wiederholen. "Können Sie
diese Aussage auf ihren Eid nehmen?", fragte Richter Wermut
streng. Schweigen. "Frau Seltvyl, bitte geben Sie Antwort,
ob Sie Ihre Aussage bezüglich der Erbschaft auf Ihren Eid
nehmen können." Das Farbspiel auf dem Gesicht der Leiterin
des Kinderhorts wechselte mehrfach von bleich nach rot und
umgehkerht. Dann senkte sie den blick zu Boden und hauchte
ein "Nein". Wermut ersparte ihr, dies lauter zu wiederholen.
Der Richter wandte sich an mich: "Noch Fragen an die
Zeugin?" Ich bejahte und wollte wissen, wer und in welcher
Höhe sie bestochen habe, die Annahme des Farnweiher-Geländes
abzulehnen. Wermut ging ungeduldig dazwischen und meinte,
das täte nichts zur Sache und würde durch eine weitere
Verhandlung noch ausgiebig ermittelt. Hier stünde nur die
Verleumdungsklage zur Debatte. Kurze Beratung des Gerichts.
Dann Urteilsspruch. Die Klage wurde abgewiesen. Wir atmeten
auf.

Für Krummhold und seine Spießgesellen brachen schwere Zeiten
an. Im Vorfeld des Schmiergeld-Prozesses hatte er nichts zu
lachen. Doch sein Bürgermeisterstuhl wackelte heftigst.
Kinder und Hunde liefen ihm lärmend nach, sobald er sich auf
der Straße blicken ließ. Meist ging er nur unter Bedeckung
aus. Für's Tageblatt gab es goldene Zeiten. Der Schmiergeld-
Skandal füllte täglich neue Seiten und der Absatz unseres
Blattes stieg enorm.

Wie das alles endete? Nun - wie schon? Wie das Hornberger
Schießen. Die Frist bis zur nächsten Verhandlung war lang
genug, alle belastenden Beweismittel zu fälschen oder zu
vernichten. Selbst Frau Seltvyl kippte noch einmal um und
sagte falsch aus. Ihr neues Kleid von Dior stand ihr
allerdings gut zum bleichen Taint. Die Chemiefabrik ist
errichtet und hat der Gemeinde volle Steuerkassen beschert.
Ein Teil des Naturschutzgeländes ist abgeholzt und gerodet.
Dort werden bald neue Werkhallen errichtet, was eine weitere
Produktionssteigerung verspricht. Leider aber durch Einsatz
modernster Maschinen keine Einstellung ortsansässiger
Arbeitskräfte, wie zuerst versprochen. Naturschutz? Wer
fragt schon danach? Nur Spinner und Greenpisser. Auch
Müsliman Distler schläft sanft und friedlich auf seinem
guten Gewissen. Schließlich wurden auf seine Initiative
Frösche und Kröten des Farnweihers umgesiedelt.

Bruno Krummhold? Der ist schon längst nicht mehr
Bürgermeister. Die Niederlage bei der ersten Verhandlung hat
ihm das Genick gebrochen. Er unterhält nun eine Kneipe in
Holtum. Ich trank neulich ein Bier an seiner Theke. Er
spricht wieder mit mir. Seine Einstellung zu der
Nachlaßgeschichte hat sich um einhundertachtzig Grad
gedreht. Schimpft wie ein Rohrspatz auf bestechliche Beamte.
Tja, ein wenig spät, was?

(c) J. Weidner, bonn September 2002



Hanno Erdwein

Gut abgeschmiert

Es stank meilenweit gegen den Wind. Ein Pesthauch vergiftete
Engstetten. Für derlei hatte ich eine Nase. Und als
unterbezahlter Journalist des Engstetter Tageblatts konnte
ich mich auf meinen Riecher verlassen. Schließlich lebte ich
von seiner Witterung.

Seit Wochen tobte im Gemeinderat ein harter Kampf um die
Verwendung des Grundstücks am Farnweiher. Das reizvolle
Gelände gehörte zum Nachlaß der vor gut einem Jahr
verstorbenen Emilie Grundmoser. Das nicht gerade kleine
Anwesen oder sein Gegenwert sollte karitativen Zwecken
zugeführt werden. Der Entscheid war an einen eindeutigen
Nachweis der Gemeinnützigkeit gebunden. Den Zuschlag erhielt
der katholische Schutzengel- Hort. Ein Kindergarten, welcher
bis dahin noch in einer Notbbaracke untergebracht war. "Das
ist ja wunderbar!", jubelte Frau Seltvyl, die junge Leiterin
des Horts. Und alles dachte, damit wär die Sache vom Tisch.
Zu früh gefreut!

Der Umzug an den Weiher zog sich hin. Angeblich waren nicht
genug Gelder flüssig. Kurz darauf ging ein Geraune um, es
habe sich ein anderer Interessent für das Objekt gefunden.
Wieso gefunden? Hatte man denn danach gesucht? Es hieß, ein
Chemiefabrikant sei scharf auf das gesamte Umland nebst
Wassernutzung des Weihers. Das konnte ich denn doch nicht
glauben. solch eine Behauptung war purer Hirnriß! Farnweiher
nebst Auen, bestehend aus Wildwiesen und Buchenhainen,
standen unter Naturschutz. Und gegen den kam auch kein noch
so dringendes Begehren eines Industriellen an. Dennoch, es
stank fürchterlich in Engstetten.

Ungeniert pochte ich bei Bürgermeister Krummhold an die neu
lackirte Tür. Hoffentlich, so dachte ich, war sein Gewissen
nicht ebenfalls frisch lackirt. Krummhold ließ einen
undefinierbaren Laut hören, den ich als ein Herein
interpretierte. "Kramer", seufzte er, ohne sein Gesäß vom
Sessel zu lüften, "Du hast mir gerade noch gefehlt." "Na,
dann freu Dich, daß ich unaufgefordert hier bin." Der Wink
seiner schwammigen Hand wies mir den Wacklstuhl auf der
anderen Tischseite an. Ich zog was Solideres vor und
pflanzte mich über Eck zu ihm auf den zweiten Sessel. Bruno
Krummhold schluckte das. Schließlich waren wir ehedem
Kommilitonen und hatten eine Zeitlang in der
Schützenbruderschaft auf den gleichen Vogel geschossen. Ich
sah mir Bruno an. Etwas stimmte ganz entschieden nicht mit
ihm. Er hockte verkrampft und nervös da. Spielte beiläufig
mit dem Brieföffner. Wich meinem forschenden Blick aus.
Suchte fortwährend etwas in allen möglichen Winkeln. Was war
mit ihm los? Das galt es, heraus zu finden!

"Sag mal, mein Alter, was ist an der tollen Story mit der
Chemiefabrik dran?" War das ein Zusammenzucken? Krummhold
riß die Schublade auf und warf entschlossen den Brieföffner
hinein. Ersatzweise suchten nun seine Unterarme Halt auf der
Tischplatte. Kurz sah er in meine Richtung. Leckte sich die
wulstige Unterlippe zwei, drei Mal. Hüstelte und begann
heiser: "Ihr verdammten Journaille-schreiber. Ihr geht auch
jeder Scheißhausparole nach, was?!" Wieder streifte mich nur
sein gehetzter Blick. "Nun-nun", suchte ich ihn zu
beruhigen, "früher hast Du uns nicht derart verunglimpft.
als es darum ging, Dir genügend Stimmen für Deine Ernennung
zu beschaffen." Seine Pranken ruderten abwehrend auf und ab.
"Bleib sachlich, Gerd. Ich versichere Dir, daß an dem ganzen
Hintertreppengerede kein Sterbenswort dran ist." Es hätte
nicht viel gefehlt, und mir wär sein Ehrenwort
entgegengeflattert. Sein heiliges Eehrenwort. Es saß ihm
Schon auf der Zungenspitze. Er saugte es aber noch zeitig
genug zurück. vielleicht dachte er an Leute, die in
Badewannen enden. Undd dabei wußte ich nur zu genau, daß
Bruno Krummhold log, hundsgemein log.

An der Post quetschte ich mich in eine Telefonzelle. "Hallo
MM. Was wihert denn heute so der amtsschimmel?" MM war
Moritz Malschoß. Ein Spezi, auf den ich mich bis jetzt
verlassen konnte. "Ich kau mich gerade durch mein zweites
Frühstück." "Sag mal, schämst du Dich nicht? Ich hab nicht
mal das erste im Magen." Moritz war - was er selbsst zugab -
ein überbezahlter und völlig unterbeschäftigter
Gemeindediener. Wenn er nicht gerade Aktenordner aus der
Registratur in diese oder jene Amtsstube schleppte, die
Aushänge im Schaukasten erneuerte oder einen langweilig
belanglosen Akteneintrag in die Maschine tippte, saß er nur
herum und löste Kreuzworträtsel. Sein größter Vorzug lag
darin, mein Informant zu sein. Die Loyalität gegenüber
Krummhold war hauchdünn. Seine Sympathie für mich um so
kompakter, seit ich ihn einmal aus einer prekären Situation
herausgeboxt hatte. "Hör mal, mein Alter." "Ich höre",
nuschelte er neben 300 Gramm Brotmasse hervor. ""Ich brauch
da Infos, am besten Fotokopien in Sachen Farnweiher." "Heiße
Kiste. WEnns rauskommt, haben sie mich beim Arsch." "So
brenzlig?", staunte ich. "Also willst Du lieber die finger
davon lassen?" "Ach, red kein Scheiß. Ich seh zu, was ich
machen kann." "Okey, dann bis später."

Wieder auf der Straße blieb ich einen Augenblick stehen und
blinzelte nachdenklich auf die wetterdüstere Wolkenwand im
Westen. Sollte ich nicht doch besser gleich nach Haus? Nein.
Ich mußte Isidor Distler noch einen Besuch abstatten. Wollte
allzu gern wissen, welches Märchen mir der
Naturschutzbeauftragte auftischen würde. Wenn mir schon
Bruno, der stets integere Freund ohne Fehl und Tadel die
Huke voll log, dann hielt ich alles für möglich.

Bei Distler roch es nach Naturkost. Er war der
sprichwörtliche Müsli-Man in ungefärbter Schafwoll-Kleidung
und Birkenstock-Sandalen. Zum Glück hatte ich mir vor der
Haustür noch eine Lunge voll Zigarettenqualm gegönnt. In
seinen geheiligten auraschwangeren Räumen war dies Tabu.
Distler nötigte mich in einen knisternden Rohrsessel, der
zwar umweltfreundlich, aber höchst unbequem war. Pflanzte
sich mir gegenüber und nahm spielerisch einen
tennisballgroßen Bergkristall mal in die eine, mal in die
andere Hand. "Ist gut für das innere Gleichgewicht",
lächelte er erlöserhaft. "Möchten Sie auch mal?" Ich mochte
nicht. Vielmehr hatte ich eine Menge Fragen auf der Latte,
mit denen ich ihn gleich aus seiner kristallenen ruhe
bringen wollte. "Was können Sie mir im Hinblick auf den
Naturschutz über das Gelände rund um den Farnweiher sagen?"
Distler zuckte nicht mal mit einer Wimper. Die Frage traf
ihn offenbar nicht unvorbereitet. Die Antwort kam auch ohne
Zeitverzug aus ihm herausgepurzelt: "Das Terrain unterliegt
nach wie vor strengsten Auflagen. Ausnahme bildet das
Privatgrundstück von Frau Grundmoser." "Wie erklären Sie
sich dann die hartnäckige Mär von dem beabsichtigten Aufkauf
durch einen Chemiefabrikanten,

welches sich weit über das Gelände der
Verstorbenen ausdehnen will? Und wie verträgt sich eine
industrielle Nutzung des Weihers mit den heren Ansprüchen
des Naturschutzes?" Distler ließ die Kugel von einer Hand in
die andere springen, was wie der Anfang eines Jongleuraktes
aussah. Sein Kopf ruckte dabei mal hierhin, mal dorthin und
fegte den Pferdeschwanz wechselweise über beide Schultern
nach vorn. Endlich bedachte er, daß ich ihn etwas gefragt
hatte. "Gerüchte, Herr Kramer, Gerüchte. Als Journalist
sollten sie die besser auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen."
"Gut gekontert. Aber die Praxis erweist, daß an solchen
Gerüchten immer ein Körnchen Wahrheit ist ..." "Seit wann
geben Sie sich mit homöopathischen Dosen zufrieden?" Da
hatte er mir schon wieder eins übergebraten. 2:0 für ihn.
"Zu Ihnen ist nicht zufällig ein Herr in feinem Zwirn
gepilgert, der eine pralle Aktentasche trug?" Jetzt endlich
ließ er den Kristall in eine Schale hüpfen und sah mich
pfeilgerade an: "Was wollen Sie damit andeuten, Herr
Kramer?" "Och, eigentlich nichts Besonderes. Hätte ja sein
können, daß man Ihre Standhaftigkeit ein wenig auf die Probe
stellen wollte." Wütend sprang er auf, öffnete schwungvoll
die Tür und reckte den Arm: "Hinaus!" Ich kam langsam genug
auf die Füße, ihn noch für ein paar zusätzliche Augenblicke
zu reizen. "Ich denke, Herr Distler, bei all dieser hübsch
naturnahen Umgebung stinkt es hier ganz gewaltig." "Raus!
Sie unverschämter Mensch. Hätte Lust, Ihnen eine
Verleumdungsklage an den Hals zu hängen." Dicht vor ihm
parkte ich mich ein letztes mal ab: "Wieso denn? Was hab ich
Schlimmes gesagt? Sie haben lediglich ein paar Fragen
gestellt bekommen. Das wird doch noch erlaubt sein, oder?"
Sein Pfefferminzatem pfiff mich scharf an: "Sie sprachen von
Gestank." "Ja, das tat ich allerdings. Dies ist eine
Wohnlage mit übler Luft. Würde hier nie bauen wollen. Auf
Wiedersehen, Herr Distler." "Gehen Sie zum Teufel." Ich
grinste ihm frech ins Gesicht: "Heute nicht mehr. Aber bald.
Und dann erhalten auch Sie eine Vorladung bei Luzifer."

Nun brauchte ich Karins nüchternen Verstand und ihre stets
hellwachen Ohren, die sie als Wirtin des Goldenen Pfaus
bestens einzusetzen wußte. Karin Hofer, meine recht lose
Beziehung. Sie hörte sich die Fakten an und meinte nach ein
paar Rauchkringeln: "Eindeutig Schmiergeld." "Soso", seufzte
ich und schnippte mit meinem Feuerzeug. "Schmiergeld also.
Und woraus schließt du das?" Karin knabberte sich langsam
durch eine Salzstange, bevor sie mir Antwort gab: "So dies
und das. Manch einer wirft plötzlich mit Geld um sich." "Zum
Beispiel?" "Jochen Bräsig." Ich horchte auf. Bräsig.
Flickschuster mit einem Einkommen, das ihn mal gerade über
Wasser hielt. Einer der Säulen des Gemeinderats. Wenn der
plötzlich Geld zuviel hatte, dann konnte das nur eines
bedeuten. "Und geerbt hat der es nicht?" Meine Kleine
schüttelte ihre braunen Locken: "Ausgeschlossen. Der alte
Knorzer steht völlig allein in der Welt. Kauft sich mir
nichts dir nichts eine harley und trinkt mir den teuersten
Champus weg." Ich rieb nachdenklich meine Zunge an den
Schneidezähnen. "Und wer hat sonst noch Euros locker
sitzen?" "Arnold Koslowski." Ich pfiff durch die Zähne.
Koslowski saß ebenfalls im Rat und unterhielt den
Zeitungsstand am Bahnhof. Der florierte nicht schlecht. Doch
Reichtümer konnte man damit auch nicht erwerben. Wenn der
Glatzkopf nun ebenfalls Scheinchen flattern ließ, dann ...
"Bevor Du weiter fragst", Karin hob die Hand und bog einen
finger nach dem anderen ein. Dabei zählte sie namen auf. Es
waren ihrer noch vier. Also hieß das, mehr als die Hälfte
des Gemeinderats wurde korrumpiert. "Und Krummhold?" Karin
grinste säuerlich: "Schau Dir doch mal an, in welcher
Kledage Frau Erna Bürgermeister neuerdings sonntags zur
Kirche wallfahrtet." "Kein Wunder, daß mir Neuheide dieser
Umstand entgangen ist." Meine Kleine plinkerte mit Wimpern:
"Kirchegehen zahlt sich manchmal auch aus." Schob Erdnüsse
in ihr rosa Mäulchen und grinste: "Hochwürden trägt
neuerdings einen kostbaren Talar." Auch das noch! Ich
schneuzte meinen vortrefflichen Riecher, der schon genug
Unrat zu wittern bekam, als ich bei Bruno saß. "Danke, das
reicht." Und ich räkelte mich. "Aber, weißt Du, es langt nur
noch nicht für eine entsprechende Notiz im Blättchen.
Obschon es mich verdammt juckt, die Türen des Saustalls mal
weit aufzureißen."

Auch das, was mir Moritz eine halbe Stunde später auf der
Straße heimlich zusteckte, es waren einige Bögen kopierter
Akteneinträge, vermochte meine Aktivität noch nicht in Gang
zu bringen. Ich hielt zwar den Beweis in Händen, daß einige
Ratsmitglieder und andere einflußreiche Leute korrumpiert
worden waren, konnte und durfte Moritz zuliebe aber keinen
Gebrauch davon machen. Das überraschenste Schriftstück
allerdings war ein Gefälligkeitsurteil des grundsoliden
Herrn Distler mit dem Tenor, daß die Ansiedlung eines
Chemiewerkes am Farnweiher und Nutzungsrechte des Wassers
keinerlei Schaden für das Naturschutzgebiet bringen würde.
Mir zitterten vor Wut und Empörung die Hände. Am liebsten
hätte ich den Schrieb so wie er war in die Lokalseiten
gebracht. Aber ich mußte auf Moritz Rücksicht nehmen.

Die Gelegenheit bot sich eine Woche später in Form der
offiziellen Mitteilung im Aushang der Gemeindeverwaltung,
daß das Grundstück am Farnweiher endgültig dem Chemiekonzern
übereignet war. Wie das? Ein Raunen ging durch die Gemeinde.
Einige wollten das schon immer gewußt haben. Andere waren
geschockt. Vor allem jene, die Emilie Grundmoser näher
gekannt hatten und von ihrer unumstößlichen Absicht wußten,
das Gelände keinem Fabrikanten verkaufen zu wollen. Angebote
und Drängeleien in dieser Hinsicht hatte sie oft genug
abgewiesen. Ein Großteil der Volkesmeinung wurde recht laut:
"Das stinkt gen Himmel!" Und ich konnte endlich das
schreiben, was ich noch brav zurückgehalten hatte.

Mein Artikel löste einen regelrechten Skandal aus. Bruno
Krummhold rückte mir persönlich auf die bude. "Du
Dreckskerl! Du Schmierenschreiber!" Seine fleischigen Fäuste
kamen meiner abgetragenen Krawatte gefährlich nahe. "Du hast
Dir da was aus den tintenfleckigen Fingern gesogen, was ein
himmelschreiender Unsinn ist!" Kühl und gelassen blickte ich
in sein hochrot erhitztes Gesicht. Wenn er mir hier nur
keinen Schlaganfall bekam! "Hübsch langsam, mein Lieber. ICH
HAB NUR ZUSAMMENGEFAßt, was allgemein bekannt ist." "Du hast
einen Scheißdreck verzapft und die Gemeinde verunglimpft!",
brüllte Bruno mit scheibenklirrender Lautstärke. "Das ergibt
den Tatbestand der Verleumdung. Du wirst von meinem
Rechtsanwalt hören." "Gern", grinste ich tapferer als ich
war. Schließlich war mein Artikel auf eigene Verantwortung
ausgedruckt worden. Der Redakteur hielt sich wohlweislich
den Buckel sauber.

Es war sicher nicht angenehm, durch eine Vorladung auf das
Kreisgericht gebeten zu werden. "Du brauchst den Pfau
deshalb nicht extra zu schließen." Aber Karin wollte
unbedingt mit. "Ich muß doch aufpassen, daß Du keinen
Schwachsinn erzählst." So klapperten wir am 28. September in
meiner Citroin-Ente nach Holtum. Frühnebel lag auf den
Feldern. Der Asphalt der Landstraße war naß und glitschig.
Was konnte ich von solch einem Tag auch anders erwarten?

"Ruhe bitte!" Die Schelle des Richters mahnte manchen
Bauernschädel im Saal zur Gelassenheit. Der Kasus stachelte
die Gemühter zu heftigen Kontroversen auf. "Wenn nicht bald
Ruhe herrscht, lasse ich den Saal räumen!" Das wirkte -
zumindest vorübergehend. "Herr Bürgermeister Krummhold. Sie
haben Anzeige gegen den Journalisten Kramer des Engstettener
Tageblatts wegen böswilliger Verleumdung angezeigt. Stimmt
das?" Bruno schob die Hände noch tiefer in seine
Hosentaschen und brummte ein kaum vernehmliches "Jo". Der
Richter schlug ärgerlich aufs Pult: " Erstens, Herr
Krummhold, haben sie aufzustehen und die Hände aus den
Hosentaschen zu nemen. Soviel Anstand kann ich von einem
Bürgermeister erwarten. Und zweitens darf ich Sie bitten, in
ganzen Sätzen zu antworten." Das saß. Brunos Hamsterbacken
flammten purpurn, während er sich ächzend erhob und ein "Ja,
Herr Richter, das stimmt so" von sich gab. Anschließend ließ
er sich schwer auf den Stuhl zurückfallen. Richter Wermut
achtete nicht weiter darauf und blätterte in seinen Akten.
Dann richteten sich seine Brillengläser auf mich.
Vorsorglich stand ich schon einmal auf, was ein erstes
Lächeln des Rechsprechers hervorzauberte. "Herr Kramer. Was
haben Sie gegen die Anschuldigung vorzubringen?" Mein Blick
erfaßte kurz die Vollversammlung von Freund und Feind im
Saal. Es stand nicht sonderlich gut um meine Position. Bruno
hatte sich mit einem Übergewicht an Falschaussagern
versehen, gegen das meine paar Zeugen nur mit handfesten
Beweismitteln etwas ausrichten konnten. Und was waren die
wert? Selbstzweifel ließen mich hüsteln. Krummholds
schmutziges Grinsen machte mich noch unsicherer. Schon hob
Richter Wermut die Augenbrauen über den Brillenrand und sah
mich erstaunt an. Karin tippte mir aufmunternd in die
Kniekehle. Endlich löste sich mein Frosch im hals. "Herr
Richter. Ich habe dagegen zu setzen, daß es handfeste
Beweise gibt, daß in der Nachlaßsache von Frau Grundmoser
dem Willen der Verstorbenen nicht entsprochen wurde."
rumoren im Saal. "Laut Testament sollte das Grundstück am
Farnweiher oder ein Verkaufserlös karitativen Zwecken
dienen. Dem wurde nicht entsprochen." Heftigeres rumoren und
"Hört-Hört!" Die Schelle des Richters bellte dazwischen.
"Herr Kramer", Richter Wermut blätterte in seinen
Unterlagen. "Man wirft Ihnen vor, in einem Zeitungsartikel
Bürgermeister und Gemeinderat der Bestechlichkeit bezichtigt
zu haben. Sie verwendeten mehrfach den Begriff
Schmiergeldempfang. Wenn Sie das nicht handfest belegen
können ..." Er sah vom Schriftstück auf und mich über den
Brillenrand streng an. "Das kann ich", entgegnete ich so
ruhig wie möglich. "Der Entscheid des Gemeinderats wurde
durch reichliches Verteilen von Bestechungsgeldern
beeinflußt." Wieder Empörung im Sall und längeres Schütteln
der Schelle. "Dann bitte ich um die Beweise."

Was folgte, war ein sich in die Länge ziehendes Aufrufen von
Zeugen und Gegenzeugen. Jedes meiner Argumente, jeden
glasklaren Beweis wischte Bruno mit einem Schlenker seiner
fetten Hand vom Tisch. Es waren keine Schmiergelder
geflossen. Alles war Lüge und böswillige Verleumdung. Das
Grundstück am Weiher kam durchaus rechtens in die Hand des
Chemieunternehmens. Und dieser Entscheid diene nur zum Nutz
und Frommen der Gemeinde, was wiederum im Sinne der Frau
Grundmoser ... ... blablabla. Kurzum, er war der strahlende
held und ich ein böswilliges Arschloch. Geräuschvoll
schnaufend setzte er sich. Richter Wermut wandte sich nun
wieder an mich: "haben Sie den Auslassungen von Herrn
Kummhold noch etwas hinzuzufügen?" Ich hatte. Ein Kramer
sparte sich den Trumpf stets für zuletzt auf. Mit samftem
Lächeln erhob ich mich. "Ist Frau Seltvyl im Saal?" Ich
wußte, daß sie anwesend war und hatte ihre schmale
Erscheinung bereits registriert. Erstauntes Gemurmel.
Richter Wermut schlug ungeduldig mit der Faust auf den
Tisch: "Frau Seltvyl, kommen Sie bitte nach vorn." Die
Leiterin des Kinderhorts stöckelte leicht schwankend durch
den Mittelgang. Verunsicherung stand in ihrem ohnehin
blassen Gesicht. "Möchten sie zu der Sache Krummhold :
Kramer eine Aussage machen?" Zögern. Schlucken. Ihr Blick
irrte unstet zwischen mir und Bruno hin und her. "Bitte
antworten Sie mit einem eindeutigen Ja oder Nein." Sie
hauchte ein ja. "Herr Kramer, stellen Sie Ihre Frage an die
Zeugin." "Frau Seltvyl", begann ich mit belegter Stimme,
"was hat Sie bewogen, das ursprünglich Ihrem Kinderhort
zugesprochene Gelände aus dem Nachlaß der Frau Grundmoser
abzulehnen?" Hilfe suchte ihr Blick bei Bruno. Dessen Kiefer
malmten an einem dicken Brocken. Dann schaute sie
flehentlich in meine Richtung. Ich signalisierte ihr
Unnachgiebigkeit. "Die Kinder", hauchte sie vor sich hin.
"Bitte lauter, Frau Seltvyl", mahnte der Richter. "Die
Kinder wünschten keine Veränderung", gab sie mit brüchiger
Stimme zu Protokoll. Und fügte ergänzend hinzu: "Sie sind an
die bisherige Unterbringung gewöhnt und jede Änderung ihrer
Umgebung ängstigt sie." Ich hätte Scheiße schreien mögen
über diesen offensichtlichen Unsinn. Von zehn, wenn nicht
noch mehr Kindern wußte ich, daß sie sich schon riesig auf
das Gelände am Farnweiher gefreut hatten und nun recht
traurig waren. Ich schnaubte und Zorn stieg in mir hoch.
Unter Zorn neigte ich zur Unbesonnenheit. Hätte auch beinah
eine Schimpfkanonade losgelassen. Karin tippte mir
rechtzeitig auf die Wade. Ich beugte mich kurz zu ihr
runter. "Frag sie, woher sie das Geld für ihr teurres
Modellkleid hat." Sieh mal an! Dieser Umstand war mir noch
gar nicht aufgefallen. Dem hohen Gericht offensichtlich
ebenfalls nicht. Also fragte ich danach und löste einen
Sturm der Entrüstung bei Krummhold und seinen Anhängern aus.
Über die kreideweißen Züge der Seltvyl schoß flammende Röte.
"Ich ... ich ..." Schweigen. Der Richter ermahnte sie,
auszusagen oder die Antwort zu verweigern. Letzteres würde
allerdings als eine Aussage zu ihren Ungunsten gewertet.
"Eine kleine Erbschaft hat mich in die Lage versetzt",
flüsterte sie und mußte das lauter wiederholen. "Können Sie
diese Aussage auf ihren Eid nehmen?", fragte Richter Wermut
streng. Schweigen. "Frau Seltvyl, bitte geben Sie Antwort,
ob Sie Ihre Aussage bezüglich der Erbschaft auf Ihren Eid
nehmen können." Das Farbspiel auf dem Gesicht der Leiterin
des Kinderhorts wechselte mehrfach von bleich nach rot und
umgehkerht. Dann senkte sie den blick zu Boden und hauchte
ein "Nein". Wermut ersparte ihr, dies lauter zu wiederholen.
Der Richter wandte sich an mich: "Noch Fragen an die
Zeugin?" Ich bejahte und wollte wissen, wer und in welcher
Höhe sie bestochen habe, die Annahme des Farnweiher-Geländes
abzulehnen. Wermut ging ungeduldig dazwischen und meinte,
das täte nichts zur Sache und würde durch eine weitere
Verhandlung noch ausgiebig ermittelt. Hier stünde nur die
Verleumdungsklage zur Debatte. Kurze Beratung des Gerichts.
Dann Urteilsspruch. Die Klage wurde abgewiesen. Wir atmeten
auf.

Für Krummhold und seine Spießgesellen brachen schwere Zeiten
an. Im Vorfeld des Schmiergeld-Prozesses hatte er nichts zu
lachen. Doch sein Bürgermeisterstuhl wackelte heftigst.
Kinder und Hunde liefen ihm lärmend nach, sobald er sich auf
der Straße blicken ließ. Meist ging er nur unter Bedeckung
aus. Für's Tageblatt gab es goldene Zeiten. Der Schmiergeld-
Skandal füllte täglich neue Seiten und der Absatz unseres
Blattes stieg enorm.

Wie das alles endete? Nun - wie schon? Wie das Hornberger
Schießen. Die Frist bis zur nächsten Verhandlung war lang
genug, alle belastenden Beweismittel zu fälschen oder zu
vernichten. Selbst Frau Seltvyl kippte noch einmal um und
sagte falsch aus. Ihr neues Kleid von Dior stand ihr
allerdings gut zum bleichen Taint. Die Chemiefabrik ist
errichtet und hat der Gemeinde volle Steuerkassen beschert.
Ein Teil des Naturschutzgeländes ist abgeholzt und gerodet.
Dort werden bald neue Werkhallen errichtet, was eine weitere
Produktionssteigerung verspricht. Leider aber durch Einsatz
modernster Maschinen keine Einstellung ortsansässiger
Arbeitskräfte, wie zuerst versprochen. Naturschutz? Wer
fragt schon danach? Nur Spinner und Greenpisser. Auch
Müsliman Distler schläft sanft und friedlich auf seinem
guten Gewissen. Schließlich wurden auf seine Initiative
Frösche und Kröten des Farnweihers umgesiedelt.

Bruno Krummhold? Der ist schon längst nicht mehr
Bürgermeister. Die Niederlage bei der ersten Verhandlung hat
ihm das Genick gebrochen. Er unterhält nun eine Kneipe in
Holtum. Ich trank neulich ein Bier an seiner Theke. Er
spricht wieder mit mir. Seine Einstellung zu der
Nachlaßgeschichte hat sich um einhundertachtzig Grad
gedreht. Schimpft wie ein Rohrspatz auf bestechliche Beamte.
Tja, ein wenig spät, was?

(c) J. Weidner, Bonn September 2002


Rezension hier

 



Site Meter