Hanno Erdwein
Wie lange noch
Versunkene Träume,
Versunkene Welt,
Farbiges Dasein in Rindenbooten,
Fischfang mit Speer und rascher Hand
In glasklaren Wassern.
Schimmernd am Grund die Flosse,
Pfeilschnell,
Gejagt vom eigenen Schatten.
Und von Winden gekräuselt
Rauch einer Feuerstelle,
Bauschig
Auf schilfbedeckter Behausung,
Über dem Frieden der Niederung,
Wo noch barfuß,
Ohn' allen Zwang
Die Welt einhergeht.
Das Meer sich bäumt
In wuchtigen Stürzen
Wider das Land,
Hart wider Arme und braune,
Von Fluten, Sonne und Wind gegerbte,
lederne Haut,
Der knappe Schurz für die Scham
Hagere Lenden umschlingt.
Versunkene Welt,
Versunkene Träume.
Da und dort noch ein Rest
Sogenannter Unkultur,
Vom Fortschritt erjagt,
Erbeutet vom Heil weißer Herrlichkeit
Das Paradies, wie lange noch?
Wie lange?
(c) Mai 1975