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Théâtre D'AmourVollständiger Nachdruck der kolorierten Emblemata amatoria von 1620Mit einem Essay und erläuternden Texten vonCarsten-Peter WarnckeTaschen VerlagISBN 3-8228-3126-3
350 Seiten üppig bedrucktes, festes Papier. Prachteinband und Schutzumschlag zum Hinfassen. Rotes Lesebändchen. Und doch eher ein Album als ein Buch. Die Kupferstiche sind liebevoll koloriert und so wiedergegeben, dass sich der Eindruck bildet, man halte die Originale in Händen. Fein, farbig, gülden. Taschen at its best. Was man zu sehen bekommt, erschließt sich dank der knappen, klugen und hilfreichen Anmerkungen des Göttinger Kunsthistorikers. Erschließungshilfe ist vonnöten, denn wir haben den Blick für die barocke Embematik längst verloren. Nur wenige Drucke sprechen uns sofort an. Amor erkennen wir natürlich, doch was er da treibt mit uns Sterblichen, mutet oft fremd an. Da liegt einer auf der Streckbank, und offensichtlich ist es Amor, der ihn piesackt. Ein Bild für die Liebesschmerzen, die mit Amor immer auch einhergehen. Und so kann, wer jemals wirklich liebte, in den Stichen sehr tiefe Lebensweisheit finden und sein eigenes "Verstricktsein" erkennen wie einen armen Vogel im Käfig. Die Liebe besiegt alles - das wollen diese Bilder immer wieder sagen. Daneben gibt es Seitenhiebe auf die Liebe der Alten, die sich oft lächerlich machen und den jungen Frauen nachstellen. Zur Meditation laden Darstellungen der Tugenden und Sünden ein - aber hier wie auch in den übrigen Blättern fehlt jede krude Derbheit. Ein Denkbuch eher als ein Schaubuch. Ein Schenkbuch für Verliebte ist es wohl auch.
Simon Croll 2005
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