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Philip K. Dick

Minority Report

Stories

Heyne Allgemeine Reihe

ISBN3-453-21749-7

437 Seiten, 8,95 €

Blade Runner - Total Recall - und jetzt der Minority Report: Philip K. Dick ist posthum zum Hoflieferanten für Steven Spielbergs Traumfabrik geworden. Woran mag das liegen? Wie muss einer schreiben, um mit seinen Short Stories den Stoff für das so genannte "große Kino" liefern zu können? Und: Kann man seine Geschichten mit Gewinn lesen?

Die erste Frage ist schnell beantwortet: Der Mann hat Ideen, die den Rahmen von Stories sprengen. Andere hätten Romane draus gedrechselt. Aber hier schreibt einer wie unter Strom - kein Wunder, wenn man an seinen Drogenkonsum und sein irres Arbeitstempo denkt. Dick war fünfmal verheiratet (er hätte das Zeug zum Kanzler) und war ständig in Geldnot (er hätte das Zeug zum Finanzminister). Er erzählte gern die Geschichte aus der Zeit, als er sich von Tierfutter ernähren musste. Die kleinen Mythen der großen Helden.

Die Erzählungen sind rasant, kommen aber ohne reißerische Effekte aus. Das Tempo entsteht durch die oft sprunghafte Handlung mit schnellen Schnitten. Die Themen zeugen von einem Autor, der sich mit seiner Realität, mit seiner Gesellschaft kritisch und auf hohem Niveau auseinandersetzt. Er ist kein technikverliebter Phantast, sondern ein nachdenklicher, mir will scheinen: bisweilen grüblerischer Philosoph, der es versteht, seinen Gedanken Leben einzuhauchen und sie als Menschen handeln zu lassen. Kein Wunder also, dass Spielberg mit den Texten arbeiten (lassen) kann.

Die zweite Frage: Es sind schnelleGeschichten, denen man anmerkt, dass sie schnell geschrieben wurden. Doch die sprachlichen Holzschnitzereien gehen unter im Furioso der Aktion, in der Kühnheit der gedanklichen Konstruktion. Lesefutter also allemal für unser preiswertes, farbiges und spannendes Kino im Kopf.

Und hundertmal besser als Spielbergs Brutalkino- das sei hier angemerkt.

 

Simon Croll, le buchfink, im Januar 2003

 



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