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Dirk Meinhardt:

Der blaue Kristall

Roman, 282 Seiten, Eichborn Verlag, € 19,90

ISBN 3-8218-5742-0

 

Der Erstling ist beachtenswert, denn die Geschichte des Geologen Dr. Jan Parlor wird behutsam und gleichzeitig energiegeladen erzählt. Es ist eine verhaltene Energie. Parlor (Namensgebung war schon Bölls Stärke nicht) befasst sich mit Gestein und dessen Reibeprodukt, dem Quarzsand.

Er tut das zunächst als Geologenkind, dann im staatlichen Auftrag. Der Staat heißt DDR, aber es könnte jeder andere sein, denn Parlor ist weder Anti- noch Kommunist. Entdeckt und erfindet drauflos, kommt nicht einmal auf die Idee zu fliehen wie die Eltern seiner Jugendliebe, die samt Tochter Sara rübermachen.

Auch nach dem Fall der Mauer entdeckt und forscht er weiter drauflos, entdeckt nebenbei auch die Unterschiede zwischen den Menschen Ost und West. Er selbst bleibt dabei befangen, zerbröselt bisweilen, wenn er Macht oder Autorität begegnet, und sei es auch in Form eines schleimigen Kellners. Diese Passagen sind besonders beklemmend erzählt.

Der Held der Steine heiratet Anna, die Schöne, und lebt ein erfülltes Leben. Aus der Bahn werfen ihn Begegnungen wie die mit seinem neuen Westkollegen Sol Bergen, der sich fürs Boxen und da vor allem für die blutigen Niederlagen interessiert. Er führt Parlor über die engen Grenzen einer schüchternen Emotionalität: Parlor rastet bei einem Boxkampf - als Zuschauer - ziemlich aus und entdeckt seinen Tötungswillen. Sol geht noch einen Schritt weiter und braucht schließlich psychiatrische Hilfe.

Dann begegnet Parlor über recht seltsame Pfade seiner Jugendliebe Sara erneut. Die ist inzwischen mit einem Machtmenschen (Romberg!) verheiratet und genießt das offensichtlich. Dennoch kommt es zu einer Wiederbelebung der alten Gefühle, aber Sara entzieht sich dem Verhältnis, denn sie respektiert ihren Mann. Als der auch noch einen Unfall erleidet, verpflichtet sie sich zu seiner Dauerpflege. Parlor stellt ihr unbeirrt nach und es kommt zu einer Art Showdown mit Romberg im Rolli. Gut gemacht, Herr M.!

Parlor respektiert seine Frau Anna keineswegs. Sie verlässt ihn folgerichtig und geht zu seinem ehemaligen Angstgegner Wost (diese Namen, Herr Meinhardt!), einem Rüpel.

Gespiegelt wird diese Auseinandersetzung um die eigene Mann-Werdung in der Freundschaft zu Juri aus Sibirien, der Kaviar von der Zeitung isst und dennoch mehr Kultur behauptet als der gezähmte Jan sie je haben wird. Das darf bezweifelt werden.

Der Erzähler spielt mit Perspektiven (vom Ich zum Er in ständigem Wechsel) und stellt zu gern die Namen seiner Figuren nach, der Anna. Zum Beispiel. Spielereien, die nur stören, findet Scroll. Doch den Gebrauchswert des Buches schmälert das nicht.

Der Buchfink hätte nicht gedacht, dass ein ehemaliger Sportreporter sowas hinkriegt

8-)).

 

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