Petra Hammesfahr: Das letzte Opfer
Gelesen von Ulrich Pleitgen
Heyne Hörbuch, 4 CD, 285 Min., 52 Tracks
3-453-86335-6
Hörbucher haben es in sich. Sie können ungemein
einschläfernd sein, wogegen im Grunde nichts einzuwenden ist.
"Das letzte Opfer" der Frechener Autorin eignet sich allerdings
nicht als Schlafmittel. Wenn der Ausdruck erlaubt ist: Es "funktioniert"
so, wie ein Krimi funktionieren kann - es hält in Atem. Vorausgesetzt,
man hört sich tapfer durch die ersten 45 Minuten. So lange
braucht der Erzähler, um in die Familienverhältnisse einzuführen.
Und die sind so gestrickt, dass sich in diesem Figurenkreis eine
fintenreiche und bis zum Schluss spannende Geschichte konstruieren
lässt. Anders als im Buch kann man auf der CD nicht so einfach
innehalten und zurückblättern. Doch es lohnt sich, aufmerksam
zu sein, denn die Geschichte der Karen Stichler nimmt ihre Hörer
hinein in einen Sog, der verlässlich bis zum Ende anhält.
Das Leben dieser jungen Frau ist bis zu einem Discobesuch
geordnet und hoffnungsvoll. Dort wird sie mit 16 Jahren Opfer einer
Vergewaltigung und trägt das Kind aus diesem Verbrechen aus:
ihre Tochter Jasmin. Wer der Vater, wer der Täter ist, weiß
sie nicht, sie hat ihn nicht erkannt. Ein Hauptstrang der Geschichte
geht natürlich dieser Frage nach, aber es ist schon außergewöhnlich,
wer sich als möglicher Täter schließlich entpuppt:
Ist es ihr eigener Mann Marko, der Fotograf mit Vergangenheit? Oder
ihr Bruder Norbert, der einem seltsamen Hobby nachgeht und hierfür
regelmäßig dann auf Reisen geht, wenn ein bislang unbekannter
Serienkiller seine terminlich präzis geplanten Opfer mordet,
am 14. September. Hier kommt Thomas Scheib ins Spiel, der als beinahe
selbst ernannter Profiler dem Septemberkiller nachjagt und dabei
auf wenig Unterstützung rechnen kann.
Ulrich Pleitgen liest den Krimi einfühlsam
und mit rollengefärbender Stimme. So eindringlich wie in unserer
Hörprobe bleibt es allerdings nicht - gottseidank. Die Story
trägt sich dabei selbst und verspricht viereinhalb spannnende
Stunden. Na ja - knapp vier Stunden, um ehrlich zu sein (s.o.).
Die Autorin erzählt ihre Sache schlicht und
trocken, von wenigen Heftroman-Einsprengseln sei einfach mal abgesehen.
Die Zuordnung ins Rheinland und in die Eifel erinnert an klischeehafte
Heimatkrimis, in denen die Ortsnamen fallen wie im Bergischen Land
der Regen. Aber in US-Schmarren stört uns das ja auch nicht.
Wieso eigentlich nicht?
Der HörBuchfink meint:
Hoher Gebrauchswert mit Hör-weg-den-Stau-Faktor
8!