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Hans Girod:

Der Kannibale. Ungewöhnliche Todesfälle aus der DDR

Knaur TB 77587, 302 Seiten, SW-Fotos, 7,90 €

Nun ist es heraus: Gemordet wurde im Osten wie im Westen - wenn nicht schlimmer, wie der Titel glauben macht. Dr. jur. Hans Girod, der schon das "Ekel von Rahnsdorf" beschrieb und auch die "Leichensache Kollbeck" der interessierten Öffentlichkeit nahe brachte, versammelt hier die reportagehafte Darstellung von acht Verbrechen im real existierenden Sozialismus. Sein Arbeitsgebiet an der Humboldt-Uni waren Sexual- und Gewaltdelikte. Das merkt man dem Buch an. Es bedient das vermutliche Interesse der Leserschaft an grotesken Szenarien in einer Weise, die zweifach gruseln macht. Einmal durch die Erzählung eben dieser Monströsitäten. Da fließt kein Theater-, sondern Herzblut. Und schießt und spritzt, wohin es mag. (Von den übrigen Körperflüssigkeiten zu schweigen.) Zum zweiten gruselts, weil hier mit einer Sprache erzählt wird, die mit voller Absicht reißerisch ist. Und am schönsten werden die Verbrechen, wenn der Trieb ins Spiel kommt, der bei Girods Schilderungen zumeist ein unkontrollierbarer ist. Hemmungslos, gnadenlos. Die Hormone sind einfach zu stark. "Eiskalte Aphrodite", "Bettgeflüster" - Sex is Crime. Girod weiß immer, was und wie der Täter denkt - wenn er nicht gerade seinem extrem starken Trieb folgt. (Der Täter natürlich.) Seine Sätze sind voller Adverbien, die bestenfalls der Täter selbst benutzen könnte-. Der aber sollte sich hüten, denn die meisten von ihnen sind wertend und urteilend. Dieses vermeintliche Wissen macht aus den Reportagen die pure Fiktion, und damit betritt der Autor die Ebene des Boulevards, der von Monster-Spannern nur so bevölkert ist, wie man weiß. Für Schriftsteller bietet sich das Buch als Fundgrube für Ideen und Plots an. Niemals würde man sich trauen, Geschichten dieser Art zu erfinden. Das Leben, tja, hat da weniger Skrupel. Bitte beachten Sie die Rechtslage, bevor Sie hier kupfern gehen.

Gebrauchswert: Für KrimiautorInnen relativ hoch. Für Horrorfans auch.

Simon Croll 2002

 



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