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Norbert Silberbauer

Die elf Gebote

Deuticke Verlag Wien 2002, 238 Seiten

ISBN 3-216-30655-0

Die meisten wären schon stolz, wenn sie alle zehn Gebote nennen könnten.

Silberbauer, Jg. 59, Schriftsteller und Lehrer in Ober-Retzbach, schreibt Erzählungen zu allen zehn und fügt das elfte, das Gebot Silberbauer, in souveräner Machtfülle hinzu - und dem Buchfink gefällt's, heißt es doch:

"Du sollst nicht Sport betreiben".

(Die Hochachtung vor der Bibelfestigkeit des Autors muss aber nicht überborden - er hat am Ende seine Quelle genannt: "Gotteslob. Katholisches Gebetbuch und Gesangbuch, Stuttgart 1975." Damit hätten Sie es auch gekonnt, stimmt's?)

Keine Theologie sollten Sie erwarten (oder fürchten?). Rechtgläubiges findet sich nicht. Die Gebote bilden eine Art Folie für das Panoptikum menschlicher Eigenheiten, das der Autor sicher auch ohne das biblische Band gerne zeigen wollte. Ein Beispiel?

"Du sollst keine anderenGötter neben mir haben" - hier spricht die Mama, hier spricht der Chef, und "der armeHerr Friedrich" ist absolut nicht Herr der Lage, sondern Opfer mütterlicher Fürsorge. Sein Versuch, im Betrieb aufzusteigen, schlägt fehl: Eine Einladung beim Chef wird zum Fiasko, das Fiasko zum absurden Erfolg: Die Gäste sind begeistert, wie spontan der Emporkömmling auf den Tisch des Hauses göbelt. Dass am Ende die Mutterbindung gelöst werden muss, ist ja klar. Aber gleich so?

Das zweite Gebot - bitte nachschlagen oder jetzt raten - lässt den Lehrer Silberbauer durchscheinen. Da leidet einer unter den Sprachverhunzungen seiner Mitmenschen. Ein Lehrerleiden, Gott sei's geklagt. Das hier dazu führt, dass Ludwig, der Fehlersucher, bei Karin nicht recht landen kann. Auch hier endet die Story gewaltsam. (Selbsbestrafung eines Pädagogen??)

Unsere Autorenkollegen werden sich vielleicht wiedererkennen in Karl, dem Schriftsteller, der sich erstmals auf einer Buchmesse präsentiert und verliert. Gebot 7: Nicht stehlen! Stiehlt aber doch, unser Karl, der neidische.

Töten sollst du auch nicht (Nr.?): Dass Frauchen sich erregt, wenn ihre Katze erschossen wird, ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Damit die Geschichte aber nicht einfach illustriert, was der HERR von uns erwartet, führt der Erzähler seine Heldin bis an die Grenze des Erträglichen:Der hilfreiche Nachbar, der ihre verbliebenen kleinen Muschis mag, entpuppt sich als Erpresser, der Annas Attacken auf die Jägerzunft dokumentiert hat und nun den Knüppel aus dem Sack holt, mit dem Anna ihm eins übern Detz drischt.

Es ist nicht einfach, die Gebote zu erfüllen. Tja.

Die Geschichten sind überwiegend überraschend, was heißt, dass einige doch recht erwatbar ablaufen. Abgründe menschlicher Seelen will man dort entdeckt haben. Etwas kleiner vielleicht? Eine bunte Phantasie des Autors, mit recht viel Schwarz übermalt.

Und warum, bitte, kein Sport? Weil das zu furchtbaren Anästhesieträumen führen kann bei den notwendigen Routineoperationen am Knie. Bin ich schon im Himmel, Schwester? So scheint's, denn der Posaunenengel bläst mit Macht. Aber sicher ist man nie auf Silberbauers Spielwiese.

Der Verlag kündigt nun Silberbauers Todsünden-Buch an. Wieviele gab's da doch gleich? Ach, diese Lehrer.....

© Simon Croll, März 2003

 

 



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