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Jonathan Franzen:

Die Korrekturen

Rowohlt 2002 , 780 Seiten
ISBN 3498020862

Noch reicht die Zeit hin, um den 700-Seiten-Roman vor Weihnachten zu lesen! Enid Lambert, 75, wünscht sich mit aller Energie, dass sie ein letztes Mal das Fest der Liebe mit Mann und drei Nachkommen im eigenen Haus feiern kann. Man verrät nicht zu viel: Es gibt schließlich das ersehnte Ereignis unter Anwesenheit der wichtigsten Abkömmlinge. Die eigentliche Spannung liegt in der gnadenlos nüchternen Entfaltung der Lebens-Irr-Wege von Enid, ihrem Mann Alfred, den Söhnen Chip und Gary und Tochter Denise.

Frantzen zieht seine Leser scheinbar mühelos in den Bann, indem er sich durchaus der probaten Mittel bedient, um Sensationsgier und Schaulust zu bedienen: Sexuelle Neigungen und Verirrungen werden ebenso dargelegt wie finanzielle Desaster oder Kochkünste der besonderen Art. Das braucht ein Roman vielleicht heute, aber das erklärt das Leseabenteuer nur zum kleineren Teil.

"Sie war 75 Jahre alt, und sie würde einiges in ihrem Leben ändern." Das ist ein guter letzter Satz in einem Familien-Entwicklungsroman. Nach vielen Seiten, vielen Jahren zermürbender Suche und gegenseitiger Fesselungen ist Enid Witwe geworden. Alfred ist im Pflegeheim gestorben. Alfred, der "Löwe" noch im Alter, hatte versucht, seinem Leben ein würdigeres Ende zu setzen, doch er endet so erbärmlich, dass die Beschreibung seiner Demenz und Inkontinenz zur Qual für den Leser wird.

Leitmotiv und Motiv tiefsten Leides wird für Gary, Chip und Denise, Fehlhaltungen dem Leben gegenüber, die sie geerbt und gelernt haben, zu "korrigieren": Der "Versager" will den Erfolg zwingen. Die "Angepaßten" probieren lebensgefährliche Seilkünste aus und stürzen regelmäßig ab. Als Netz wirkt schließlich seltsamerweise gerade das, was alle überwinden wollten: die morschen, bis zum Zerreißen gespannten Familienbande.

Also, bei allem Spiel mit den Gelüsten der Leser, ein Buch aus dem Leben. Man liest es mit Staunen, aber immer auch mit dem Gefühl, diese labyrinthischen Wege selbst schon einmal gegangen zu sein oder aber jemanden zu kennen, der sich ähnlich dämlich durchs Leben schlängelt.



Der Buchfink rät: Lesen, wenn man mindestens 35 ist!


In jeder Sparte gibts maximal fünf Sternchen:

Unterhaltung: ****

Ästhetischer Genuss: **

Spannung: ****

Gebrauchswert fürs Leben: ****

Preis/Leistung: ****

 



 



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