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Kruse, Otto
Kunst und Technik des Erzählens
Zweitausendeins, 2. Auflage 2002, 323 Seiten, 15 Euro
Die rührigen Verleger von 2001 machen sich schon lange um das
Schreiben in Deutschland verdient. Andere sagen: Sie verdienen an den Schreibnöten
der Deutschen. Durch die zahlreichen Importe aus den Staaten werden sie schließlich
dazu beitragen, dass wir alle nur noch Holly-Fast-Food produzieren. Nun also
diese Erzählschule. Kruse arbeitet an der FH in Erfurt als Professor
der Psychologie. Auch er kann nicht umhin, zahlreiche Ratschläge an
den aufstrebenden Erzähler dem Amerikanischen Drehbuch-Handwerk abzugucken.
Es kann schließlich nicht verkehrt sein, das Entstehen langweiliger
Geschichten verhindern zu wollen. Und neben Syd Field und Sol Stein kommen
ehrbare Heimgewächse wie Eberhard Lämmert und andere Veteranen
der Germanistik wieder einmal zu Gehör. Dem Chor dieser Stimmen zu lauschen,
ist ein Gewinn für jeden, der sich ernsthaft und von fern ans Erzählen
machen möchte. Das Besondere dieses Ratgebers sind die 48 Schreibübungen.
Da geht es vom mündlichen Erzählen bis zur Entwicklung komplexer
Haupt- und Nebenhandlungen. Manche Aufgabe erinnert stark an freiwilligen
Deutschunterricht, andere verlocken aber durch pfiffige Anreize zum Losschreiben:
"Sie sind ein Briefträger, der einem Kontrolleur erläutert, warum
er so lange braucht, seine Post zuzustellen." Nun? - Vorstellbar ist, die
Ideen für eine eigene Schreibgruppe auszuwerten. Ob eine Karriere sich
mit dem Werkzeugkasten begründen lässt? Wir werden es wohl nie
erfahren. Das Buch gibt nicht vor, mehr zu sein als ein Förderprogramm.
Es ist auch nicht mehr. Manche Redundanzen machen die Lektüre nicht
immer spannend. Und die ein oder andere Binsenweisheit hat sich auch eingeschlichen.
Doch wer beherzigt, was an vorsichtigen und bescheidenen Tipps durchaus reichlich
zu finden ist, schreibt bestimmt nicht mehr langweilig.
(c) S. Croll, Mai 2002
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