Michael von Brück
Wie können wir leben?
Religion und Spiritualität in einer Welt ohne Maß
Verlag C. H. Beck – ISBN 3-406-49334-3, 202 Seiten
Der Autor
legt sich und uns in Essayform eine große, eine wichtige Frage
vor. Wie können wir leben angesichts der um sich greifenden Orientierungslosigkeit?
Von diesem Theologen und Zen-Lehrer dürfen wir erwarten, dass
er uns Brücken baut zwischen den Religionen, Brücken, über
die er selbst schon gegangen ist. Löst das Buch die Erwartungen
ein?
Im Dreischritt geht es voran auf dem Weg zum Schlusskapitel, das redliche
Antwort geben will, ganz konkret bis hin zu „praktischen Möglichkeiten
des Handelns“:
1. Warum müssen wir leiden?
2. Was dürfen wir hoffen?
3. Was sollen wir tun?
Zu Leid und Hoffnung werden Christentum, Hinduismus, Buddhismus und
Judentum befragt. Die Antworten trägt der Religionswissenschaftler
knapp und mutig zusammen. Er kommt in jedem Fall zu pointierten Zusammenfassungen
und umgeht den wissenschaftlichen Eiertanz geschickt. Die Knappheit
führt allerdings manchmal zu sehr dichten Kapiteln, die wohl nur
dem etwas sagen, der sich mit der Materie zumindest schon einmal befasst
hat.
Das Buch vermeidet plakative Klischees nach dem Muster „Gebrauchsanweisung
für das Leben und die Welt sowieso“. Das ist die Stärke
dieses Essays – und seine Schwäche, wenn man ein „Weisheitsbuch“
erwartete. Brück ist nicht Coelho.
Worauf es hinausläuft, wollen Sie wissen?
Achtsamkeit ist der Schlüssel zu einer verlangsamten
und intensivierten Wahrnehmung. Sich selbst und die
anderen immer wieder neu sehen zu können, hilft dabei, mit ihnen
und mit sich auszukommen und beweglich zu bleiben. Starrheit und „Anhaften“
an vermeintlicher Sicherheit macht Angst. Angst mobilisiert Abwehr und
Feindschaft.
Wenn dieser Fluss des Lebens an den Ufern von Glaube, Liebe und Hoffnung
vorbeiführt, ist alles gewonnen. (Es dürfen auch Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit sein. Oder Mut, Klarheit und Menschlichkeit.
Von Brück sieht hier, recht großzügig, verblüffende
Gemeinsamkeiten.)
Der Buchfink meint:
Insgesamt kein mitreißendes Konzept, aber eines, das nachdenklich
stimmt und mit Sicherheit zu einem friedlichen Miteinander beitragen
kann.
© Simon Croll im Dezember 2004
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