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Leo Moser: Abi für Faule

Das coole Lückenmanagement für abgedrehte SchülerInnen.

Eichborn. ISBN 3 - 8218- 3392-0.

Etikettenschwindel

Der Titel der Vorläuferausgabe war ein wenig ehrlicher: „Der coole Weg zum Abitur". Wer wahrhaft faul ist, wird sein Abi mit diesem Wegweiser nicht bauen. Wozu auch? Das Abitur ist längst kein Freifahrtschein in eine bequeme Zukunft mehr- wenn es das je war...

Auf 80 augenfreundlich bedruckten Seiten vermittelt der Autor, Vertrauenslehrer eines Kieler Gymnasiums, in launiger „Jugendsprache" hauptsächlich Lerntechniken, grundsolide in der Sache, als wäre das Buch bei Klett erschienen. „Wenn schon lernen, dann richtig", so heißt ein entsprechendes Kapitel, und so sollte auch das Büchlein heißen. Man lernt z.B., wie man Referate schreibt; man wird angeregt, „Probevorträge" zu halten, bevor es ernst wird. Ein bißchen Rhetorik ist auch gleich dabei. Voll cool. Aber bitte: Welches Faultier schreibt denn heute noch selbst?! Ein wenig Recherche im Datennetz, und schon „saugt" man sich das Gesuchte zusammen. (Der Tip steht nicht im Buch! Er ist von mir und quasi kostenlos.)

Für Didaktikprofessoren dürfte das Kapitel „Vom Umgang mit Lehrern" interessant sein: Ein Lehrer gibt Schülern Tips, wie seine Zunft genasführt werden kann. Dabei kommen so „obercoole" Anregungen heraus: „Selbstbebastelte Geschenke sind überhaupt kein Problem, die darf dein Lehrer ohne weiteres annehmen." Seinen Hund soll der faule Eleve auch ausführen, er darf ihn aber heimlich „verdammten Köter" nennen. Ob der Autor wohl einen Hund hat und schon lange darauf wartet, daß man ihm das Auto wäscht?

Seine Kollegen teilt er in handliche Gruppen ein: „Die faule Socke - Der Laberlehrer - Der Pedant - Der Idealist - Der Diskutierer. (Anmerkung: Nur die Socke ist weiblich) Für jeden Typ gibt’s dann noch ein paar Schleimtips, die jedem Arbeitsverweigerer die Schamesröte ins Gesicht treiben - so bleibt zu hoffen.

Der Vertrauenslehrer (Jahrgang 52) hat im Dienst einiges gelernt, z.B. beim halbjährlichen Zensurenpoker. Er hat sich wohl so oft bequatschen lassen, daß er die Summe seines schuljährlichen Scheiterns in „hilfreiche Hinweise" einfließen lassen wollte. Vielleicht, damit die KollegInnen auch mal etwas abbekommen von der „Pfiffigkeit" der SchülerInnen?

Der Rest ist tatsächlich bierernste Lernorganisation und Coaching für Prüfungssituationen. Wer das alles beherzigt, ist mitnichten faul und wird mit großer Wahrscheinlichkeit sein Reifezeugnis erarbeiten. Diesen Schülertyp haben wir uns allerdings nicht so vorzustellen, wie das Cover nahelegt: Als Schlabberpunk mit dicker Tüte im Mund, den Schampuskelch am Fußende des Lotterbettes, das auf unbenutzten Lehrbüchern ruht, während das Abizeugnis herbeigeflogen kommt. -

Ein Buch, das ehrgeizige Eltern guten Gewissens ihren Sprößlingen in die Hand drücken dürfen.

© Simon Croll

 



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