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Miegel, Agnes
*9.3.1879 Königsberg, †26.10.1964 Bad Salzuflen.
M., Tochter eines Königsberger Kaufmanns, besuchte Internate in
Weimar (1894-96) und Bristol (1902), unternahm Studienreisen nach Frankreich
und Italien, bis sie als Journalistin nach Berlin ging. 1920-26 leitete
M. das Feuilleton der "Ostpreußischen Zeitung" in Königsberg.
Seit 1933 Mitglied der Dt. Akademie der Dichtung. 1945 flüchtete
sie aus Königsberg und lebte seit 1948 in Bad Salzuflen.
Die Lyrik und die Erzählungen M.s sind von ihrem tief verwurzelten
Heimatgefühl und christlichen Weltbild geprägt. Von dem neuromantischen
Kreis um Börries von Münchhausen gefördert, erweist sich
M. schon mit ihren ersten Sammlungen Gedichte und Balladen und Lieder
als eine der bedeutendsten deutschen Balladendichterinnen. Neben historischen
Stoffen bevorzugt M. Frauenschicksale, die sie zu dramatischer Spannung
steigert. Nach 1920 weicht der her- be Balladenton einer gefühlvoll-pathetischen
Heimatlyrik, die in einer übersteigerten Ostpreußenhymnik
(
Kirchen im Ordensland u.a.) gipfelt. Vom "Zeitgeist" nicht
unbeeinflußt - M. schrieb auch ein Gedicht auf den "Führer"
-, erscheinen in den 30er Jahren breite Verserzählungen, die Themen
wie Natur, Heimat, Liebe, Kampf und Tod mythologisieren.
Die Geschichte, Sagen und Märchen Ostpreußens liefern auch
den Stoff für Novellen und Erzählungen. Rätselhafte Vorkommnisse
und hintergründige Fügungen sowie die dramatische Zuspitzung
einiger Handlungsverläufe erinnern noch an die frühen Balladen
(
Schöne Agnete; Noras Schicksal u.a.). Anekdotisches und Volkskundliches
ziehen sich durch die Heimatgeschichten - ihr letzter Band Truso erzählt
"Geschichten aus der alten Heimat" - und Erinnerungen, mit
denen M. ein verklärtes Bild Ostpreußens vor der Jahrhundertwende
zeichnet. Wie M. zeitlebens von der modernen Literatur unberührt
blieb, so fühlte sie sich auch formal dem ausgehenden 19.Jh. verpflichtet.
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