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Klaus Kordon
Krokodil im Nacken
Beltz Verlag 2002
796 Seiten
Zweifacher Vater ist Manfred Lenz, glücklich verheiratet,
beruflich nicht ohne Erfolg, und doch kommt er irgendwann an den Punkt,
an dem er sich eingestehen muss, dass es für ihn und seine Familie
in Ostberlin keine Zukunft gibt. Bis dahin allerdings ist es ein weiter
Weg. Als er schließlich den Fluchtversuch wagt, werden seine Frau
und er inhaftiert, die Kinder in verschiedenen Kinderheimen untergebracht.
Auf zwei Ebenen nimmt der Roman nun seinen Fortgang,
der Leser nimmt einerseits Teil an Lenz` zermürbenden Kampf in
den unterschiedlichsten Gefängniszellen; ein Kampf gegen Hoffnungslosigkeit,
Langeweile und die Angst um Frau und Kinder sowie gegen das Entsetzen
über unglaubliche Haftbedingungen im Untersuchungsgefängnis
der Stasi, in denen die in unregelmäßigen Zeitabständen
stattfindenden Verhöre die einzige ermutigende Abwechslung sind
("endlich bewegt sich etwas").
Andererseits gewinnt man Einblick in die bedrückende
Kindheit und Jugend des kleinen Manni, der als vaterloser Sohn der Kneipenwirtin
Lisa Lenz mit großen Augen und Ohren viel Zeit damit verbringt,
sich aus den Stammtischgesprächen und aus dem, was er bei ausgiebigen
Streifzügen durch die Stadt erfährt, sein Weltbild zusammen
zu basteln. Dies muss sich allerdigs noch weit entfalten, bevor Lenz
klar wird, dass er hier in Ostberlin seinem Schreibtalent niemals wird
Raum geben dürfen.
Klaus Kordons Roman mit autobiographischen Zügen ist sehr glaubhaft
und ergreifend geschildert, so dass der interessierte Leser Mühe
haben wird, das Buch aus der Hand zu legen.
Maria S. Althäuser, XI/02
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